BMW R 1250 GS im Dauertest: 100.000 Testkilometer | MOTORRADonline.de

2022-08-19 21:23:25 By : Ms. Sharon Zhu

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Seit April 2019 durchläuft die BMW R 1250 GS mit dem neuen ShiftCam-Boxer den Dauertest von MOTORRAD. Nach fast 50.000 Kilometer wurde die Testdistanz auf 100.000 Kilometer verlängert. Hier informieren wir euch über die aktuellsten Erfahrungen und Eintragungen aus dem Fahrtenbuch.

Am 25. April 2019 rollte so die BMW R 1250 GS bestückt mit Systemkoffern und im blauen Lackkleid mit dem Kennzeichen M-PD 526 in die Redaktionsgarage. Das Display im Cockpit zeigte 1.085 Kilometer an. Bevor die GS aber Dauertest-Kilometer sammeln durfte, musste sie auf den Leistungsprüfstand, zur Eingangsmessung und mit Plomben gegen unbefugten Zugriff gesichert werden. Wie es der BMW R 1250 GS im Dauertest ergeht, lest ihr im Folgenden.

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Ein wenig Wehmut schwingt mit, als der Boxer aus der Einfahrt bollert. 99.984 zeigt der Kilometerzähler und vom Garagentor zur Redaktion sind es exakt 17 Kilometer. Dann ist tatsächlich Schluss, der XXL-Dauertest mit der BMW R 1250 GS beendet. Zwischendurch war es natürlich zäh, als die eins mit fünf Nullen noch so ganz weit weg war – halten wir das denn wirklich durch? Vor allem: hält sie das durch? Die GS und der MOTORRAD-Dauertest, das war in der Vergangenheit nicht immer eine ganz harmonische Geschichte – und da standen "nur" 50.000 km an. Nun aber ist es tatsächlich gleich rum, die Tiefgarage wird sie zunächst nicht mehr verlassen. Jedenfalls nicht in ganz und nicht komplett. MOTORRAD-Chefschrauber Gerry Wagner hält schon Torx und Abzieher bereit, um – wie bei jedem Dauertester – Motor und Getriebe komplett zu zerlegen, zu begutachten und zu vermessen.

Von daher – auch wenn wir sie nicht mehr fahren werden: die GS wird uns noch eine Weile begleiten. Bringen wir sie jetzt aber sauber nach Hause. Gönnen ihr noch einmal die frische Morgendusche, um den letzten Straßenstaub und Fliegensch… wieder runterzuwaschen. Halten noch mal oben über den Dächern von Stuttgart, quasi auf eine letzte Zigarette, bevor es runter in den heißen Kessel der Schwabenmetropole geht. Auf halber Höhe springt der km-Zähler auf die 100.000 um, theoretisch könnte man sie ab hier bergab bis zur Redaktion nur noch ausrollen lassen. Wollen wir das? Nein! Lassen wir den Boxer bis zum Schluss grummeln! Weil’s doch auf dem Weg in die MOTORRAD-Katakomben nochmal besonders schön hallt und knallt! Werden wir sie vermissen? Auf jeden Fall. Schön war’s mit Dir, GS! Danke für diesen 100.000-Kilometer-Ritt!

An einem frostigen Morgenzeigte das Display eine vermeintlich defekte Federbeinverstellung an. Nach drei Kilometern verschwand die (Falsch-)Meldung.

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Die GS trägt ihr Boxerherz zu Recht, denn sie ist eine echte Kämpfernatur. Viermal ging sie im Lauf des Dauertests bereits zu Boden, doch aufgeben ist keine Option. Der geneigte Leser könnte sich jetzt die Frage stellen, ob die in der Redaktion zu blöd zum Motorradfahren sind. Nein, sind sie nicht (immer)! Zugegeben, der erste Touchdown war ein Backflip infolge eines übermotivierten Starts. Beim zweiten wurde sie regelkonform parkend Opfer eines mutmaßlich mit schwacher Sehstärke bzw. starker Sehschwäche behafteten Autofahrers.

Beim dritten Mal waren bei einem ungeplanten Wendemanöver des vollgepackten Bikes am Berg die Beine des Fahrers einen Tick zu kurz. Und zu guter Letzt kreuzte bei der diesjährigen Herbstausfahrt eine Eisplatte die Linie der GS, holte sie so aus der Senkrechten. Die Reparatur der beschädigten Teile kostete knapp 2.700 Euro. Dabei wurde auch ein Loch im Faltenbalg der Kardanwelle entdeckt. Da die Welle bereits deutliche Korrosion aufwies, tauschte BMW sie sicherheitshalber auf Garantie.

Mit großen Schritten macht die GS Kilometer um Kilometer. Im Vergleich zu den letzten Dauertest-News in MOTORRAD 19/2021 stieg der Tachostand um fast 4.000 Kilometer. Aktuell steht sie planmäßig beim 70.000er-Service, bei dem auch das defekte Mikrofon des SOS-Notrufs ersetzt wird. Auf einen Funktionstest verzichten wir jedoch gerne. Vielfahrer- und Vielschreiber-Kollege Thomas Schmieder fasste die BMW nach längerer Zeit wieder einmal für einen ausgedehnten Deutschlandtrip aus. Er bemängelte ein leichtes Konstantfahrruckeln im Drehzahlbereich um 2.000/min, der beim Mitschwimmen im Stadtverkehr oft anliegt. Auf der anderen Seite des Tempospektrums konstatierte Thomas einen sehr guten Windschutz und minimale Taumeltendenz bei beladenem Topcase. Bei einer Highspeed-Etappe auf der BAB hievte er den Durchschnittsverbrauch auf glatt zehn Liter. Auf der Landstraße kommt die GS mit weniger als der Hälfte an Sprit pro 100 km aus. Aktuell aufgezogene Continental Trail Attack 3 machen die GS dank formidabler Haftung zum Kurvenräuber erster Güte. Allerdings wird die ohnehin schon handliche BMW mit den Contis fast schon zu kippelig, sie reagiert empfindlich auf Längsrillen.

Gerd Mayer, Roller-Experte und verantwortlich für alle MOTORRAD-Spezialausgaben, war mit der MOTORRAD-Dauertest-GS unterwegs. Obwohl er das erst gar nicht wollte ...: "Eigentlich wollte ich für den Wochenend-Trip mit Kumpels ins Allgäu die Tenere 700 aus dem Fuhrpark entführen, doch die war schon dem Kollegen Correra versprochen. Dann eben die R 1250 GS … Mein Naserümpfen produzierte einen fragenden Blick und eine erhobene Augenbraue bei Test-Chef Andi Bildl. Ich bin als Grafiker eher ein Optik-Mensch und die R 1250 GS spricht mich in dieser Hinsicht überhaupt nicht an. Doch die exzellenten Fahreindrücke der Testredaktion beeindruckten mich natürlich. "Versuch macht kluch", dachte ich mir, also rauf auf den Bock!

Schon nach den ersten Kilometern wurde klar: Wir würden gar nicht genug Kilometer sammeln können, um die Sitzposition anstrengend oder unbequem werden zu lassen. Wer auch immer das Fahrer-Sitzpolster konstruiert hat, er hat seinen Job im Griff und ein Herz für "Rotärsche" wie mich. Wann immer wir unterwegs einen Pausen-Stopp einlegten, ich saß nirgendwo bequemer als auf der BMW. Sehr beeindruckend!

So beeindruckend wie das handliche Fahrwerk und der sehr souveräne Antrieb. Mag sein, dass man mit der GS nicht das Erzberg-Rodeo gewinnen kann und es stilvollere Fahrzeuge gibt, um auf amerikanischen Highways dem Sonnenuntergang entgegen zu choppern. Zwischen diesen Extremen fühlt man sich mit ihr aber jederzeit perfekt angezogen. Immer genug Druck, ein Windschutz vom Feinsten und selbst übelste Schlaglochpisten verlieren ihren Schrecken. Optisch gefällt sie mir immer noch nicht, aber das Fahren macht einfach einen Heidenspaß.

Die Suche nach Schwachstellen geriet zur Erbsenzählerei, doch irgendwann wurde ich trotzdem fündig: Den Blinkerschalter fand ich ergonomisch verbesserungswürdig, seine Rastung ist nicht so eindeutig, wie ich das von meinem Scooter gewohnt bin. Ebenso störte mich, dass sich der Schalter beim "Killen" der Blinkfunktion immer gleich anfühlte, egal ob der Blinker noch an oder bereits aus war. Erbsenzählerei, wie gesagt…

Auf den Abschiedsgruß der BMW, den sie mir kurz vor Ende der Tour im hervorragend ablesbaren TFT-Display zurief, hätte ich trotzdem gerne verzichtet: "Das intelligente Notrufsystem ist ausgefallen! Bitte kontaktieren Sie Ihren BMW-Vertragshändler." Eine Meldung, die der Testabteilung nicht zum ersten Mal unter die Augen kommt, wie ich bald erfuhr. Meinen äußerst positiven Gesamteindruck schmälerte dies aber kaum: Die GS bleibt ein hervorragendes Universaltalent für nahezu jede Gelegenheit."

Den winterlichen Temperaturen zum Trotz meinte der Lüfter, dauerhaft lüften zu müssen. Grund war der Flüssigkeitsstand knapp unter Minimum. Die Ursache dafür wurde bislang nicht gefunden. Zudem schwächelte die Transponderbatterie. Sandro S. von BMW Brauneisen zeigte, wie man schnell und ohne Beschädigung den Energiespender tauscht: Marker (Farbe egal) geschnappt, klick, und auf ist.

Ärgerlicher, was Serviceredakteur Tobi Beyl bzw. der BMW R 1250 GS, mit der er unterwegs war, widerfuhr: Als er zu dem ordnungsgemäß am Straßenrand abgestellten Boxer zurückkehrte, fand er sie zwar stehend, aber in einer großen, von der Polizei gerufenen Feuerwehr mit Bindemittel abgedeckten Öllache wieder. Was war geschehen? Laut Zeugenaussagen hat ein Autofahrer beim Rangieren die BMW auf der linken Seite derart touchiert, dass sie über ihre Mitte nach rechts kippte.

Bedauerlicherweise fiel sie mit dem rechten Zylinderkopfdeckel direkt auf die Bordsteinkante. Was dann zu viel der punktuellen Belastung war, weshalb der Deckel nachgab. Der Schadensverursacher machte sich schnell und leider unerkannt aus dem Staub. Möge ihn der Blitz beim Sch…en treffen! Und so kam es, dass die GS nur wenige Tage nach der 50.000er-Inspektion (185,45 Euro) wieder auf dem Hof des Händlers stand. Von derlei Ungemach abgesehen, macht der Boxer zuverlässig und ohne großes Aufsehen Kilometer um Kilometer.

Uwe Seitz, Stellvertretender Chefredakteur von MOTORRAD und PS-Redaktionsleiter stellt fest: "Sie läuft und läuft. Unsere Dauertest-GS hat es nach normalem Prozedere in ein paar hundert Kilometern eigentlich hinter sich. Abschlussmessung, zerlegen, begutachten und dann die BMW-Ingenieure zum Gespräch bitten. Aber dieses Mal ist alles anders: die BMW R 1250 GS bekommt Verlängerung und soll den Dauertest bis 100.000 Kilometer absolvieren. Das macht auch Sinn, denn sie läuft mit ihren knapp über 49.000 Kilometern noch immer so frisch und knackig, dass es geradezu traurig wäre, ihr jetzt den Garaus zu machen. Nach wie vor zieht der Cam-Shaft-gesteuerte Boxer super durch, trägt einen locker mit 180 km/h-Dauertempo über die Pendler-Autobahn und auch sonst funktioniert alles tadellos – Schalter, Knöpfe usw.. Entsprechend ist die Freude groß, dass ich die große GS weiterhin immer mal wieder nachhause und zurück zur Arbeit kutschieren kann. Ein neuer Vorderreifen wird jetzt fällig, bevor sie mit den anderen MOTORRAD-Dauertestern zur Herbstausfahrt ausrückt. Macht sie da bloß nicht kaputt Jungs, die GS wird noch eine Weile gebraucht!"

Thomas Schmieder, MOTORRAD-Testredakteur, schildert seine aktuellsten Eindrücke mit der Reiseenduro im Dauertest:

Es ist immer wieder erstaunlich und faszinierend, wie leicht, einfach und behände dieses Motorrad fährt. Hier passt alles zusammen. Das Reisen mit perfekten Überblick, das breitschultrige Sitzen, aufrecht und erhaben. Das souveräne Fahrwerk und der bärige Boxer tun ihr Übriges. Wahnsinn, wie stark und doch völlig gelassen der ShiftCam-Boxer durchzieht, in jedem Gang, bei jeder Drehzahl. Hinzu kommt das ausgeklügelte Gepäckssystem mit den größenvariablen Koffern – schmal für den Stau, per innen liegenden Bügel verbreitert für die große Tour. Auch der Windschutz erfüllt gehobene Touring-Ansprüche: Bei per Drehknauf hochgestellter Scheibe sind selbst Vollgasetappen möglich. Stichwort Autobahn-Hatz: Selbst mit voll beladenen, ausgezogenen Koffern sowie hochgestellter Scheibe läuft der Brummer anstandslos geradeaus. Das vermittelt selbst in langgezogenen Autobahnkurven jederzeit ein sicheres Gefühl. Höchstens ganz sensible Fahrernaturen spüren mit den aktuell aufgezogenen Reifen Metzeler Tourance Next eine ganz minimale Taumeltendenz.

Hast du mindestens Super Plus getankt läuft die BMW R 1250 GS bergab GPS-gemessen rund 233 Kilometer pro Stunde. Mit Euro-Super 95 Oktan schafft er das nicht ganz! Hier scheint der Klopfsensor ganze Arbeit zu leisten.Bei der Hatz über deutsche Autobahnen hat die 1250er keine Mühe, drängelnde Audi-Fahrer ruckzuck wieder loszuwerden, die Rückspiegel leeren sich schnell von selbst. Klar, der Verbrauch steigt dann in zweistellige Regionen. Wer mit einem Schnitt von 150 Kilometer pro Stunde unterwegs ist, darf sich über zehn Liter Durchschnittsverbrauch nicht wundern. Dann sinkt die Reichweite ganz erheblich. Überhaupt treibt die vorsichtige Tank-Anzeige recht früh zur Zapfsäule. Bei Erreichen der Reserve füllst du gerade mal 16 Liter Sprit nach. Angenehm sparsam agiert der ziemlich kernig klingende Klappen-Boxer hingegen bei Einhalten der Tempolimits auf Landstraßen.

Kontrastreich und informativ zeigt das variable TFT-Display an. Ein nettes Feature ist das Verschieben des roten Bereichs je nach Motortemperatur – bei rund 5.500 Touren, solange das Öl noch kalt ist bis zu "Feuer frei" bei warm gefahrenem Motor. Sonst noch was? Ja, wo so viel Licht ist (nachts mit sehr hellem LED-Scheinwerfer durchaus im Wortsinn) gibt es auch ein wenig Schatten. Für mein Dafürhalten dürfte das Federbein auf Holperstrecken noch einen Tick feiner, "sanfter" ansprechen. Subjektiv filtert und fischt der Telelever an der Front mehr heraus.

Seit dem letzten Tagebuch-Eintrag sind gleich mehrere MOTORRAD-Mitarbeiter mit dem neuen BMW-Flaggschiff unterwegs gewesen. Mittlerweile hat die R 1250 GS bereits 24.600 Kilometer auf der Uhr und nähert sich damit der Halbzeit im 50.000-Kilometer-Dauertest.

Test-Redakteur René Correra nutzte die neue GS vor allen Dingen für seinen Heimweg und überwiegend auf Autobahnfahrten zwischen Stuttgart und Mannheim. Sein Statement zur Dauertest-GS: "Die GS ist ein hervorragendes Pendelfahrzeug! Dank verstellbarem Windschild, Tempomat, Heizgriffen und extrem entspannter Ergonomie werden auch die grausam baustellen- und staureichen Autobahnen von Mannheim nach Stuttgart einigermaßen erträglich. Dazu passt der Motor, der extrem laufruhig und kultviert die Seele massiert und bei Bedarf (auf den seltenen nicht verstauten und limitierten Abschnitten) aber auch den Reiseschnitt massiv erhöhen kann. Der Motor ist beinahe schon absurd drehmomentstark. Der Windschild macht auch hohe Dauertempi gut möglich und ist während der Fahrt sicher verstellbar. Bei einer Körpergröße von 1.80 m befindet sich der Kopf aber nicht im windgeschützten Bereich. Das Getriebe zeigt sich im Vergleich zum Vorgängermodell verbessert. Der Schaltautomat ist ist in Sachen Geschmeidigkeit zwar nicht das Non plus ultra, wechselt aber trotzdem zuverlässig die Gänge ohne unerwartete Sprünge in den Leerlauf oder lange Wartezeiten. Auch auf der Landstraße ist die neue GS ähnlich wie die Vorgängerin weiterhin eine wahre Macht. Hohe Sitzposition, gute Übersicht, breiter und hoher Lenker sowie der extrem starke Motor erlauben bei minimalem Aufwand maximale Flottheit. Das Fahrwerk arbeitet top, Telelever und ESA (semiaktives Fahrwerk) dämpfen aber jegliche Rückmeldung von der Front. Der Sound hat im Vergleich zur letzten Generation gefühlt etwas nachgelassen und ist nicht mehr ganz so knurrig."

Neben René Correra durfte auch MOTORRAD-Redakteur Nicolas Streblow die neue GS ausführen: "Ja, die GS – ein wunderbares Alltagsverkehrsmittel. Morgens ins Büro, Feiertags ein Besuch mit Umweg, dann zum Classic-Termin nach Sinsheim. Bisschen Schwarzwald, durchs Zabergäu, Löwensteiner Berge im letzten Abendlicht, mit dem Ding bist du immer gut angezogen. Zwischendurch steht sie zwei Tage im strömenden Regen, und du musst dir nie Gedanken machen, ob der Apparat anspringt. Nur, ganz ehrlich, im normalen Leben merke ich keinen Unterschied zur 12er GS, Baujahr 2017 Euro 4, wie ich selbst eine fahre. Eher erscheint mir zumindest unser Dauertestexemplar schepperiger als meine eigene, die auch schon knapp 18.000 Kilometer drauf hat. Der Bildschirm gefällt mir nicht, ist aber ohne Fehl und Tadel. Wenn man sich in die Funktion von Navi und Menüführung eingefuchst hat, funktioniert das alles prima. Und bald genießt du nur noch, dass sie federleicht durch die Kurven rauscht, immer Druck im Überfluss, und du stets entspannt ankommst, weil das Rundum-sorglos Paket kommentarlos funktioniert. Bis auf bisweilen eine ungebührliche Härte vom hinteren Federbein, dass mir bei früher gefahrenen Maschinen bei gleicher Einstellung komfortabler in Erinnerung ist – aber das mag täuschen.

PS-Redakteur Tobias Münchinger war mit der GS auf Tour ans Wattenmeer: Die Wegstrecke ist ambitioniert, und die Dauertest-GS daher als Reisemittel gesetzt. Von Stuttgart geht es in Richtung Norden, ein bisschen Seeluft schnuppern. Ich hasse es, im Stau zu stehen oder nur im Bummeltempo voran zu kommen. Deshalb sattele ich die BMW in den frühen Morgenstunden und knalle gegen 04.30 mit voll bepackten Seitenkoffern los. Bis kurz vor Frankfurt geht mein Plan auf, die Straßen sind leer und ich komme zügig voran. Dann der erste Tankstopp, 14 Liter Super nachfüllen und weiter. Wenig später sollten eigentlich die ersten Sonnenstrahlen den Himmel erhellen, aber stattdessen prasselt es dicke Tropfen aus finsteren Wolken herab – na super. Allerdings ist die GS ein Motorrad, dem meteorologische Umstände ziemlich egal sind. Wenn man die Scheibe ganz hochdreht und vielleicht sogar die erste Stufe der Griffheizung betätigt, ist Wasser nur noch dann ein ärgerlicher Faktor, weil der Asphalt nass weniger Grip bietet. Tapfer ballern die BMW und ich weiter, 180 als konstantes Reisetempo passt. Irgendwo bei Oldenburg steht der dritte Tankstopp an: "Na, wo kommst du denn her?", fragt der Tankwart. "Stuttgart? Oh! Bist noch trocken, hast noch weit? Schlaf dich zu Hause aus, besser isses, ne." Nordische Herzlichkeit ist einfach klasse – bei uns im Süden wäre dem Tankstellenmensch kaum eine Grußformel über die Lippen gekommen. Ich verneine jedenfalls beides, da mein Textil-Kombi nach mittlerweile fünf Stunden Dauerregen klein beigegeben hat. Aber ich bin sicher, auf Motorrädern mit weniger Wetterschutz hätte ich das Tempo nicht durchziehen können. Gute GS, fein gemacht! Ach ja: Beide Koffer halten absolut dicht, kein Tropfen Wasser fand den Weg ins Innere.

Ein paar Tage später lacht die Sonne bei Greetsiel überm Ottoleuchtturm, aber die dicke BMW und ich müssen wieder los. Zirka 300 Kilometer weiter steigt bei Uelzen auf einem abgeernteten Stoppelfeld ein 24h-Rollerrennen, an dem ich teilnehmen möchte. Auf dem Weg dorthin stehe ich übel im Stau. So übel, dass man selbst ohne Koffersystem keinen Weg an den stehenden Blechkolonnen vorbeigefunden hätte. Ich nehme mir fest vor, nur noch nachts längere Strecken zu absolvieren. Im Stau stehen – ich HASSE es.

Auf die Minute pünktlich trudeln wir in Uelzen ein. Dummerweise finde ich den richtigen Weg auf den Acker zur Rennpiste nicht und stehe irgendwo am anderen Ende des Feldes. Querfeldein pflügen die GS und ich auf direktem Weg rüber zum Fahrerlager. Wo eine GS ist, da ist auch ein Weg! Wer übrigens an der Story über das Rollerrennen interessiert ist, der sollte PS 11/2019 in die Hand nehmen. Das Heft ist ab dem 09.10. im Handel.

24 Stunden später ist die GS voller Staub, den die Roller während der letzten harten 1,5 Tage in die Luft warfen. Halb paralysiert vom Schlafmangel gurken die GS und ich wieder in Richtung See, zum Glück fährt die BMW sozusagen auch im Schlaf. Merkwürdige Zeichen tauchen unterwegs auf. Ist das wirklich ein riesiger Phallus dort drüben an der Hauswand? Ich halte an für ein Foto und fahre kopfschüttelnd weiter. Oder habe ich doch halluziniert? Sachen gibt’s…

Frisch erholt treten die R 1250 GS und ich den Rückweg an. Auf halber Strecke halten wir am Nürburgring für ein Foto am Streckenabschnitt Brünnchen. Mit der GS würde ich sogar mal eine flotte Runde über die Nordschleife fahren, warum nicht. Der Shift Cam-Boxer kann in so ziemlich jeder Lebenslage sportlich, liefert in jedem Drehzahlbereich klasse Druck. Ein echter Racer ist die GS natürlich nicht, aber sie kann unterm Strich echt viel.

Wieder daheim zeigt das Dashboard 2.500 Kilometer mehr als noch vor ein paar Tagen, und sie hat dabei keinen Tropfen Öl verbraucht. Negativ fällt bislang einzig die hakelige Schaltbarkeit des Getriebes auf. Ich bin gespannt. Wenn das so weitergeht, wird die Maschine die 50-Tausender-Marke sehr bald erreichen. Danke GS, du warst mir ein treuer Begleiter auf dieser Tour!

Fuhrparkchef Tobias Wassermann nahm mit der Dauertest-BMW den Schwarzwald mit Anreise über Lauter- und Donautal unter die Räder. Gefahren wurden rund 800 Kilometer in zwei Tagen. Klagen: keine.

PS-Redakteur Volkmar Jacob hat die Dauertest-GS zu einer längeren Ausfahrt ausgeführt:

"Habe letzte Woche drei Tage lang die Dauertest-Gummikuh für einen Trip Stuttgart-Harz-Stuttgart ausgefasst. Insgesamt spulte ich gut 1.600 Kilometer ab, davon über 1.100 auf der Landstraße.

Komische Namen haben die da in dem Mittelgebirge, wie beispielsweise Rammelburg (Foto). Wäre interessant zu erfahren, wie der Ort zu seinem Namen gekommen ist. Vielleicht hatte der damalige Adel ja eine ausgeprägte Libido? Gar nicht weit weg davon die Ortschaften Elend und Sorge. Eine unmittelbare Folge von Rammelburg? Wie dem auch sei, im Harz gibt’s fürs Kradeln richtig schöne Ecken, nicht durchgängig, aber bei nicht allzu langer Anreise durchaus eine Sünde wert. Allerdings düsen teils viele LKW über die Straßen.

Bekannt als Alleskönnerin, hat die GS auch bei diesem Trip ihre Qualitäten bewiesen. Reisetempi auf der Autobahn von 180 bis 190 km/h macht die Kuh locker mit. Später im Geschlängel powert sie dann außerdem dank riesigem Hubraum und Shift-Cam-Technik heftig aus den Ecken – klasse! Als sportlich ambitionierter Fahrer fehlt mir aber das Feedback, vor allem von vorn. Man spürt die Front kaum, sitzt weit weg und der hohe, nah am Fahrer montierte Lenker und der dazu in Relation tiefe Sitz ergeben zudem eine inaktive Fahrerhaltung. Richtig sportlich ist anders. Außerdem entstehen im vorderen Verkleidungsgebilde schon ab zirka 30 km/h nervige Dröhngeräusche. Verursacht vermutlich vom Fahrtwind, denn die Geräusche treten auch bei abgestelltem Motor auf. Letztlich hat der Trip mit der GS echt Fun gebracht, doch fürs Landstraßenballern gibt’s nach meinem persönlichen Geschmack geeigneteres Material."

MOTORRAD-Reporter Michael Schümann schnappte sich den Dauertest-Neuling BMW R 1250 GS für eine dreitägige Tour in die Stubaier und Ötztaler Alpen. Einer Einladung der Firma Detlev Louis folgend, war der eigentliche Zweck der Tour, dabei eine Reihe von Vanucci-Klamotten und den leichten neuen Carbon-Klapphelm der Louis-Eigenmarke Nishua auszuprobieren. Und eben auch, der R 1250 GS ein paar flotte Kilometer aufs bunte TFT-Display zu spulen. Für Schümann war die Fahrt von Stuttgart nach Zams in Tirol, von dort auf den Kaunertaler Gletscher und wieder zurück in die Redaktion der erste Kontakt mit dem neuen, 136 PS starken Schaltnocken-Boxer. "Das Motorrad wirkt unheimlich stimmig und ausgewogen. Deswegen und mit den relativ zivilen 850 Millimetern Sitzhöhe habe auch ich mit meinen 1,68 Meter keine Probleme damit, das gut über fünf Zentner schwere Trumm immer sicher im Griff zu haben.

Der Motor ist mit seiner Performance jetzt dank der Schaltnocke nochmal souveräner geworden, liefert Druck quasi immer und überall. Diese Verbesserung ist deutlich spürbar. Und apropos meine Größe: Ich weiß nicht, wie sie es hingekriegt haben in München, aber die vergleichsweise kleine Scheibe, die von Hand verstellbar ist, liefert einen für mich absolut perfekten Windschutz. Den wusste ich vor allem bei den zapfigen drei Grad auf der Kaunertaler Gletscherstraße bis in 2.700 Meter Höhe sehr zu schätzen. Bloß gegen die drei Stunden Dauerregen bei der Anfahrt war auch der Windschild machtlos. Auf die Koffer an den Dauertest-BMW hat Schümann während der 1.500-km-Tour verzichtet. "Ich stehe auf meine Gepäckrolle. Die sich auch in Fahrtrichtung längs prima auf dem Soziussitz verzurren lässt."

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